Die Wahl der richtigen Software muss keine Qual sein

Die Strategie zur Auswahl von Bausoftware

In der Bauindustrie stehen zahlreiche Technologien zur Verfügung, um eine flexible CDE zu schaffen. Die Auswahl der richtigen Software und die Anpassung an die Unternehmensprozesse sind entscheidend. Primäre Wertschöpfungsprozesse sollten nicht kompromittiert werden, während unterstützende Prozesse kosteneffizient digitalisiert werden können. Eine flexible CDE ermöglicht eine effiziente Zusammenarbeit und die Integration innovativer Technologien zur Transformation der Bauindustrie.

15.09.2023, Lesedauer 3 Min.

In der Bauindustrie stehen zahlreiche Technologien zur Verfügung, um eine flexible CDE zu schaffen. Die Auswahl der richtigen Software und die Anpassung an die Unternehmensprozesse sind entscheidend. Primäre Wertschöpfungsprozesse sollten nicht kompromittiert werden, während unterstützende Prozesse kosteneffizient digitalisiert werden können. Eine flexible CDE ermöglicht eine effiziente Zusammenarbeit und die Integration innovativer Technologien zur Transformation der Bauindustrie.

15.09.2023, Lesedauer 3 Min.

Überflutung mit unterschiedlichen Technologien, Lösungen und Anbietern

Zurzeit gibt es zahlreiche Technologien und Lösungen zur Erfassung des Baustands, die einen lebendigen Digitalen Zwilling realisieren können. Einige davon sind kombinierbar und vermeiden so unnötige Redundanzen. Entweder kann man sich für einen umfassenden Anbieter entscheiden, der Schnittstellenprobleme minimiert, oder man wählt kleinere, spezialisierte Lösungen, die in ihrem Segment herausragende Funktionalitäten bieten.

Auf den ersten Blick mag die Landschaft mit den vielen Technologien, Anbietern und Softwaresystemen verwirrend erscheinen. Jedoch gibt es einfache Strategien zur Auswahl der richtigen Bausoftware, vorausgesetzt, man kennt das eigene Unternehmen und dessen Abläufe gut.

Die Primären Prozesse beachten

In den Hauptprozessen sollten keine Kompromisse eingegangen werden. Wenn man diese aufgrund von Software-Einschränkungen ändert, könnte man in den gleichen Prozessen wie die Wettbewerber landen, die ähnliche Softwarelösungen nutzen. Hierbei geht das Alleinstellungsmerkmal verloren. Eine tiefgreifende Kenntnis der Wertschöpfungsprozesse und das Streben nach Einzigartigkeit erleichtert die Entscheidungsfindung.

Beispiel 1 - Primäre Prozesse: Effizienz in der Bauüberwachung

Das Planungsbüro Alpha, das sich durch effiziente Bauüberwachung auszeichnet, profitiert von der gut abgestimmten Organisation zwischen hochqualifizierten Bauingenieuren, die die Objekte vor Ort begutachten, und unterstützenden Mitarbeitern im Büro. Hierbei ist die Umsetzung von Sprachnachrichten in konkrete Aufgaben durch das Backoffice ein Schlüsselprozess. Die Einführung eines Ticketing-Systems, das die unterstützenden Mitarbeiter entlastet, aber zusätzlichen Aufwand für die Bauleiter erfordert, könnte sich negativ auswirken, insbesondere wenn dies zu Lasten der Effizienz dieser spezialisierten Prozesse geht. Statt den Prozess mit einer suboptimalen Software zu ändern, sollte das Unternehmen auf eine Lösung warten, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Ein Beispiel für eine bereits existierende effiziente Lösung ist das System „Bau-Mängel“ von Open Experience. Mit einem Klick kann eine Aufgabe erfasst werden, gleichzeitig mit einem Bild des Baufortschritts. Notwendige Anmerkungen können als Sprachnachrichten aufgenommen werden, die dann vom Backoffice ausgewertet werden, um entsprechende Maßnahmen abzuleiten.

Die-richtige-Strategie-bei-der-Auswahl-von-Softwareloesungen.png

Für Bauunternehmen sind Wertschöpfungsprozesse meistens eng mit Bauleistungen verknüpft. Es gibt verschiedene Strategien, um sich vom Wettbewerb abzusetzen, z.B. durch Qualität, Know-how bei Großprojekten, Spezialisierungen oder starke Lieferantenbindung. Unabhängig von den individuellen Alleinstellungsmerkmalen ist eine effiziente Prozessunterstützung durch fast Echtzeitdaten von der Baustelle essenziell, um flexibel auf Risiken reagieren zu können.

Unterstützende Unternehmens- und Organisationsprozesse sollten mit angemessenen Anpassungen oder standardisierten Funktionen unterstützt werden, ohne das Risiko, Alleinstellungsmerkmale zu verlieren. Bei der Digitalisierung dieser Prozesse steht Kosteneinsparung im Vordergrund.

Beispiel 2: Kontraproduktive Individualimplemenierung

Das Ingenieurbüro Beta hat sehr gute Erfahrungen mit der Implementierung einer Bibliothek von TGA-Modellen inklusive geometrischer Abhängigkeiten gemacht, was ihnen einen enormen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb verschafft hat. Der Geschäftsführer erwägt nun, ein Aufgabenerfassungssystem in Auftrag zu geben. Auf den ersten Blick scheint diese Entscheidung angesichts der positiven Erfahrungen mit der 3D-Teilebibliothek richtig, sie könnte jedoch zu einem Stolperstein für die Entwicklung der Firma werden. Das Unternehmen hat sich einen Namen mit der guten und effizienten Planung von komplexen TGA-Projekten gemacht. Wenn die Betreuung der Bauüberwachung nicht zu den primären Vorteilsbereichen der Firma gehört, dann wird eine solche Implementierung nur Ressourcen beanspruchen, die eigentlich für wichtigere Bereiche vorgesehen waren. Außerdem besteht die Gefahr, dass nicht genügend Mitarbeiter mit den Prozessen der Bauüberwachung vertraut sind, was die Implementierung oder die langfristige Nutzung des Systems problematisch machen könnte. Da in diesem Fall die Bauüberwachungsprozesse als sekundär gelten, wäre es korrekt, wenn die Entscheidung auf ein standardisiertes, kostengünstiges System fällt, das langfristige Vorteile verspricht.

Die „richtige“ Flughöhe für flexible Bausoftware-Lösungen

Die gezielte Auswahl von IT-Systemen sowie die sinnvolle Verwaltung von Daten und Informationen stellt einen kritischen Aspekt für die Realisierung der Geschäftsprozessen dar. Es geht darum, zwischen den Daten zu unterscheiden, die aktiv für die tägliche Arbeit benötigt werden und jenen, die eher als Referenz dienen. Für die interne und externe Zusammenarbeit ist es unerlässlich, dass Teammitglieder auf die richtigen Informationen zugreifen können, die für ihre spezifischen Aufgaben und Verantwortlichkeiten relevant sind. Eine gut durchdachte Informationsstruktur ermöglicht es, dass kritische Daten schnell auffindbar und zugänglich sind, während weniger wichtige Informationen entsprechend gekennzeichnet und bei Bedarf abgerufen werden können.

Die Einführung einer dynamisch anpassbaren Baudokumentation und -akte, die sowohl standardisierte als auch projektspezifische Elemente enthält, ist hierfür grundlegend. Diese Flexibilität erlaubt es, Dokumente und Prozesse schnell an veränderte Bedingungen anzupassen, was insbesondere in einer sich ständig wandelnden Branche wie dem Bauwesen von Vorteil ist. Die Möglichkeit zur Anpassung fördert nicht nur die Effizienz der Teamarbeit, sondern unterstützt auch das Risikomanagement, indem sie aufkommende Herausforderungen und Veränderungen im Projektmanagement reflektiert.

Die strategische Auswahl von Bausoftware, die diese Dynamik unterstützt und sich nahtlos in die Unternehmensprozesse einfügt, ist entscheidend. Innovative Technologien, die in die Bausoftware integriert sind, bieten das Potenzial, die Branche grundlegend zu verändern. Durch die Erhöhung der Informationsverfügbarkeit, die Optimierung der Zusammenarbeit und die Unterstützung kontinuierlicher Verbesserungsprozesse können diese Werkzeuge dazu beitragen, die Qualität und Effizienz in Bauprojekten signifikant zu steigern. In einer zukunftsorientierten Bauindustrie ist daher die Flexibilität, gepaart mit dem Einsatz fortschrittlicher Technologien, nicht nur ein Vorteil, sondern eine Notwendigkeit, um den wachsenden Anforderungen an die Bauqualität und Projektleistung gerecht zu werden.

Autor: Dipl.-Ing. Konstantin Krahtov